3) In immer mehr Städten und Regionen machen die Menschen in Bayern erste Erfahrungen mit losbasierten Bürgerräten. Setzen Sie sich für die Durchführung eines PilotBürgerrates auf Landesebene ein? Und wenn ja: Welche Themen fänden Sie für einen Bürgerrat auf Landesebene interessant?
Wir stehen einem Pilot-Bürgerrat auf Landesebene positiv gegenüber. Orientieren könnte man sich dabei bspw. an dem vom Bundestag am 10. Mai dieses Jahres eingesetzten Bürgerrat zum Schwerpunkt „Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben“. Dort sollen sich 160 ausgeloste Bürger mit Fragen zu Tierhaltung und Lebensmittelverschwendung befassen. Der Anspruch dabei war es, die Gesellschaft möglichst repräsentativ abzubilden. Kriterien waren deshalb geografische Herkunft, Geschlecht, Alter, Gemeindegröße und Bildungsstand. Unterstützt wird das Gremium von Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Im Koalitionsvertrag der Ampel heißt es insofern auch, dass die Entscheidungsfindung verbessert werden soll, indem neue Formen des Bürgerdialogs, wie etwa Bürgerräte, genutzt werden sollen, ohne das Prinzip der Repräsentation aufzugeben.
Losbasierte Bürgerräte können die parlamentarische Demokratie bereichern, sie jedoch nicht ersetzen. Bürgerräte können gewisse Themen aufgreifen, Vorschläge entwickeln und so einen konstruktiven Beitrag für die politische Debatte und den Diskurs leisten. Im Gegenzug wird bei den Bürgerinnen und Bürgern auch ein Verständnis für die Komplexität politischer Prozesse erzeugt bzw. gefördert. Was mögliche Themen betrifft, sind (sehr) verschiedene denkbar, von spezifischen Landesthemen hin zu allgemein (gesellschafts-)politisch relevanten Fragen.
4) Welche weiteren Formen von Bürgerbeteiligung unterstützen Sie für die Landesebene?
Wir als SPD werden die Bürgerbeteiligung zukunftsgerichtet gestalten und insofern auch eine digitale Beteiligung, die „E-Partizipation“, verstärkt in den Blick nehmen. Dies betrifft jedoch nicht nur die Landesebene, sondern sämtliche politischen Ebenen.
Die Vereinten Nationen definieren E-Partizipation als „Prozess der Einbeziehung der Bürger mittels Informations- und Kommunikationstechnologie in die Politik, Entscheidungsfindung sowie Gestaltung von Dienstleistungen, um sie partizipativ, inklusiv und beratend zu machen“.
Bürgerinnen und Bürger sollten insofern Möglichkeiten haben, sich aktiv nicht nur „analog“, sondern auch digital einzubringen, wie es bspw. bei Online-Petitionen der Fall ist, um so selbst unsere Demokratie vital zu halten, modern zu gestalten und wichtige Perspektiven in den Diskurs einzubringen. Von Online-Bürgerbeteiligungen bei bestimmten Projekten, über OnlineKonsultationen und Online-Dialoge eröffnet sich hier ein sehr weites Feld von Möglichkeiten.